Aktivitäten bayerischer Unternehmen in Russland 2017
Das Interesse bayerischer Unternehmen am russischen Markt bleibt bestehen. Das gilt für Exporte genauso wie für Investitionen. In diesem Bereich geben wir einen Überblick größerer Projekte.
Linde
Die Linde Group hat Anfang 2017 einen Großauftrag für den Bau einer Flüssigerdgas (LNG)-Anlage in Portovaya an der russischen Ostseeküste erhalten. Die Produktionskapazität soll rund 1,5 Millionen Tonnen Flüssigerdgas pro Jahr betragen. Die Anlage soll Erdgas aus der nahegelegenen Kompressorstation, die zur Nord-Stream-Pipeline gehört, verflüssigen. Das Projekt wird gemeinsam mit Gazprom und dem russischen Engineering-Unternehmen Peton entwickelt.
„Gazproms Portovaya-LNG-Projekt, das gemeinsam mit der russischen AnlagenbauHolding Peton entwickelt wurde, ist für uns von großer Bedeutung und ein weiterer Meilenstein in der strategischen Zusammenarbeit zwischen
Gazprom und Linde auf dem Gebiet der kryogenen Erdgasverarbeitung und -verflüssigung“, sagte Professor Dr.-Ing. Aldo Belloni, Vorsitzender des Vorstands der Linde AG.
In Portovaya wird Linde seine sogenannte LIMUM®-Technologie (Linde multi stage mixed refrigerant process) einsetzen. Dabei handelt es sich um ein mehrstufiges und energieeffizientes Verfahren zur Verflüssigung von Erdgas.
Eine Kernkomponente in diesem Prozess sind die spiralgewickelten Wärmeaustauscher aus Linde-eigener Entwicklung. Im Rahmen seines Vertrags wird Linde für das Basis-Engineering der LNG-Anlage verantwortlich
sein und darüber hinaus das Equipment sowie alle Komponenten der kryogenen Anlagenteile bereitstellen.
Linde ist aktiv auch in anderen Regionen in Russland, beispielsweise beim Bau mehrerer Erdgasverarbeitungsanlagen für das Amur –Erdgasverarbeitungsprojekt im Osten Russlands.
BMW
Der bayerische Automobilhersteller BMW plant die Errichtung eines Verteilzentrums im Moskauer Gebiet. Es soll 2017 entstehen und 2018 in Betrieb genommen werden. Der Standort im Industriepark Bekassovo in Richtung Südwesten von Moskau soll in Zukunft das Zubehörsortiment von BMW mit über 50.000 Sachnummern für den russischen Markt vorhalten. Realisiert wird die Logistikimmobilie aufgrund einer Build-to-Suit-Lösung von der russischen Projektentwicklungsgesellschaft PNK Group.
Das Investitionsvolumen soll 1,4 Mrd. Rubel (ca. 22,5 Mio. Euro) betragen. Auf einer 34,5 Tsd. m2-Fläche wird ein moderner Gebäudekomplex errichtet, der nach den Standards FM Global und den Bauvorgaben der BMW Group umgesetzt werden soll. Rund 150 neue Arbeitsplätze sollen bis 2020 entstehen, so Wolfgang Baumann, Vice President Parts Logistics Management, BMW Group.
BMW bereitet sich somit auf weiteres Wachstum im Aftersales-Geschäft vor. Das Lager in Bekassovo wird dabei helfen, Kunden noch schneller und effizienter mit Ersatzteilen zu versorgen. Dafür hat die BMW Group zusätzliche 10. Tsd. m2-Fläche vorgesehen.
Siemens
Siemens und die Russische Eisenbahngesellschaft RZD haben am 3. Februar 2017 ein Datenverarbeitungszentrum in Moskau eröffnet.
Es soll eine Diagnose des Zustandes der Eisenbahnfahrzeuge und der technischen Infrastruktur aus der Ferne ermöglichen. Darüber hinaus soll dort Forschung und Entwicklung im Bereich der Digitalisierung des Schienenverkehrs betrieben werden. Ein Memorandum zur Errichtung eines Rechenzentrums wurde im Rahmen des Sankt-Petersburger Wirtschaftsforums im Juni 2016 abgeschlossen. Siemens ist das erste Unternehmen mit eigenen Datenverarbeitungszentren in der russischen Eisenbahnbranche.
Das neue Zentrum in Moskau wurde nach internationalen Standards aufgebaut und soll die Betriebskosten für die Datenverarbeitung senken. Das Datenverarbeitungszentrum wurde im Eisenbahnbetriebswerk „Podmoskovnaja“ errichtet.
Dort besteht darüber hinaus ein Servicezentrum für die Wartung der Siemens-Züge „Lastotschka“ („Schwalbe“), die gemeinsam mit einem russischen Partner im Ural produziert werden, und der Hochgeschwindigkeitszüge
„Sapsan“ („Wanderfalke“).
Hochland
Das bayerische Unternehmen Hochland hat angekündigt, 15 bis 30 Millionen Euro in den Ausbau seiner Produktion in Prochorowka, Gebiet Belgorod, zu investieren. Man könne auch die Produktion neuer Produkte beginnen, wenn es dazu entsprechende Ressourcen und eine Nachfrage auf dem Markt gebe, so die Geschäftsführung des Unternehmens.
Russland ist Hochlands zweitwichtigster Absatzmarkt. 2015 machte das Unternehmen in Russland 13,3 Mrd. Rubel Umsatz (rund 220 Mio. Euro) und 1,15 Mrd. Rubel (knapp 20 Mio.
Euro) Gewinn. Hochland ist seit 2003 in Russland aktiv und produziert in Raos im Moskauer Gebiet (Bezirk Ramenskoje) und in Prochorowka in der Region Belgorod. Im Werk in Prochorowka werden momentan über 100.000 Packungen Käse im Jahr hergestellt.
Die geplanten Investition des bayerischen Unternehmens zeigen einen allgemeinen Trend: die Landwirtschaft ist einer der Wachstums-Sektoren der russischen Wirtschaft. Die Landwirtschaftsproduktion ist 2016 um 4,8% gewachsen.
KUKA
Am Rande der Hannover-Messe am 25. April 2017 traf sich die Moskauer Regierungsdelegation mit Vertretern der bayerischen Firma KUKA zu einem Gespräch. Es ging um die Möglichkeiten für eine Lokalisierung der Produktion
gemeinsam mit einem russischen Partner in der russischen Hauptstadt, wie der Leiter des Departements für Wissenschaft, Industriepolitik und Unternehmertum der Stadt Moskau Alexey Furssin gegenüber der Nachrichtenagentur TASS berichtete.
Laut Furssin, wurde ein Terminplan für weitere Besprechungen abgestimmt. Es sollen in näherer Zeit Kontakte im Rahmen der Metallverarbeitungs-Messe und anderer Veranstaltungen in Moskau geben. Dort sollen konkrete
Möglichkeiten für den Aufbau der Produktion von Robotertechnik erörtert werden.
Quelle: Repräsentanz des Freistaates Bayern in der Russischen Föderation