Publiziert: 9 März 2017 – 14:37

EAWU-Umfrage 2017: Deutsche Unternehmen profitieren von der Eurasischen Wirtschaftsunion

Eine Umfrage der AHKs Russland, Belarus und Kasachstan ergibt, dass die Mehrheit der befragten deutschen Unternehmen bereits Vorteile durch die EAWU sieht.

  • Die Mehrheit der Unternehmen sieht die EAWU als regionales Wirtschaftsbündnis
  • Die Abschaffung von Zollgebühren und der größere Absatzmarkt sind die größten Vorteile
  • Gemeinsamer Wirtschaftsraum Lissabon-Wladiwostok ist wünschenswert, aber unrealistisch
  • DIHK-Konferenz in Berlin war der erste offizielle EU-Besuch von Tigran Sarkisjan, dem Vorsitzenden der Eurasischen Wirtschaftskommission

Deutsche Unternehmen in Russland, Kasachstan und Belarus sehen konkrete Vorteile für ihr Geschäft durch die Mitgliedschaft der Länder in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Die deutsche Wirtschaft vor Ort hat unter anderem von der Abschaffung von Zollgebühren zwischen den Ländern (25%), dem größeren Absatzmarkt (24%) sowie den Kostenersparnissen bei Logistik und technischer Regulierung (11%) profitiert.

Das ist eine der Kernaussagen einer gemeinsamen Umfrage, die die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK), die Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien und die Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Belarus am 24. Februar 2017 im Rahmen der Konferenz „Neue Regeln, neue Räume – Chancen in Russland und der EAWU“ in Berlin vorgestellt haben. An der Umfrage haben sich 92 deutsche Unternehmen beteiligt, die in Belarus, in der Russischen Föderation und in Kasachstan tätig sind.

Die Arbeit der Eurasischen Wirtschaftsunion ist in erster Linie wirtschaftlicher und nicht politischer Art. Die Kommission bietet Lösungen, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der fünf Länder zu verbessern und einen Binnenmarkt für Waren und Dienstleistungen sowie den freien Verkehr von Arbeitskräften und Investitionen zu gewährleisten. Das ist auch die Aufgabe, die uns die Regierungen und Bürger der fünf Länder der EAWU gestellt haben
Tigran Sarkisjan, der Vorsitzende der Eurasischen Wirtschaftskommission

Ebenso sieht es eine deutliche Mehrheit der Befragten: Die EAWU ist vor allem ein regionales Wirtschaftsbündnis, wie es viele in der Welt gibt und kein geopolitisches Projekt, das Russlands Einfluss in der Region festigen soll, glauben 60 Prozent der Befragten.

„Die Umfrage zeigt, dass die EAWU als regionales Wirtschaftsprojekt gesehen wird“, sagte Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der AHK Russland. „Unternehmen, die neben Russland auch in anderen EAWU-Mitgliedsstaaten tätig sind, profitieren besonders: Die EAWU erleichtert den Zugang zu fünf Märkten gleichzeitig – durch einheitliche Zollgebühr und gemeinsame Zertifizierung“.
Die EAWU hat nach Einschätzung der Unternehmen positive Auswirkungen auf die beteiligten Länder – sie profitieren von der EAWU-Mitgliedschaft (65%). Nur ein geringer Teil von 13 Prozent sieht eine Benachteiligung der Staaten durch ihre EAWU-Zugehörigkeit.

Wladimir Augustinski, Leiter der Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Belarus, erklärte: „Die Unternehmen sehen das Projekt vor allem pragmatisch. Wirtschaftlich gewinnen auch die kleineren EAWU-Mitgliedsländer wie Belarus von dem Integrationsprojekt, das– verglichen mit der EU ­– erst am Anfang seiner Entwicklung steht.“

Viele der selbstgesetzten wirtschaftlichen Ziele der EAWU, wie etwa ein gemeinsamer Zollkodex mit Abschaffung von Zollgebühren und -kontrollen, sehen die Firmen zu 93% als zumindest teilweise umgesetzt an. Ein geplanter gemeinsamer Finanzmarkt stockt, eine Währungsunion gilt als eher unwahrscheinlich.

„Einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit der EU zwischen Lissabon und Wladiwostok hält ein Großteil für wünschenswert, aber nicht für realistisch“, kommentierte Jörg Hetsch, Delegierter der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien. 70 Prozent halten die Idee für positiv, 27 Prozent für neutral und nur drei Prozent lehnen sie ab. Auf praktischer Ebene schätzen hingegen nur 21 Prozent ihre Umsetzung als wahrscheinlich ein.
Auch gemeinsame Wirtschaftsräume mit China und Indien sind laut den befragten Firmen eher unwahrscheinlich (57%) bis unmöglich (21%).